Sabbat

„Hätte ich damals erkannt, was ich heute weiß, dass in meiner Seele ein so großer König wohnt, ich glaube, ich hätte ihn nicht so oft allein gelassen. Ich hätte mich häufiger bei ihm aufgehalten“ (Teresa von Avila).

Wenn dir bewusst ist, dass alle Kraft und aller Segen von Gott, dem Vater kommen, willst du dann nicht so oft wie möglich, Zeit in seiner Nähe verbringen?

Es ist die Bestimmung der ganzen Schöpfung, den Schöpfer zu preisen. Willst du dir Zeit nehmen, um neu zu lernen, wie das in unserer rastlosen Zeit gehen kann?

Wir sind durch unsere westliche Kultur dahingehend konditioniert, mit aller Kraft zu arbeiten, um uns und unseren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. Als Einwohner eines christlich geprägten Landes wissen wir eigentlich, dass der Sonntag ein Ruhetag ist. Dennoch müssen wir zugeben, dass der Rahmen unseres Sonntags verschwommen ist: den ganzen Samstag nutzen wir so effektiv wie möglich, um alles, was in der Arbeitswoche nicht erledigt werden konnte, nachzuholen: Einkaufen im Strom der Menschen im Supermarkt, etwas endlich reparieren, was schon lange rumliegt, aufräumen, putzen oder dem Berg ungewaschener Wäsche zu Leibe rücken. Abends fallen wir erschöpft auf die Couch und freuen uns, dass der Sonntag kommen kann. Erstmal Fernseher anmachen, um zu entspannen. Dann fällt uns ein, dass wir nochmal E-Mails checken müssen, weil für den Gottesdienst am nächsten Tag noch nicht alles klar ist. Das scheint auch anderen so zu gehen, denn plötzlich piepst das Handy und ein Kurznachrichten-Regen beginnt.

Die persönliche Erfahrung zeigt, dass auch am Sonntagmorgen nicht plötzlich vollkommener Friede in uns einkehrt. Oft begleitet uns stattdessen eine tiefe Unruhe. Der Gottesdienst ist weniger eine Feier als vielmehr Auftrag und Teamarbeit. Spätestens am Nachmittag wirft die kommende Woche ihren Schatten voraus und irgendwo tief innen wappnen wir uns bereits für die Herausforderungen des Alltags.

Die Sieben-Tage-Woche und der Ruhetag an ihrem Ende kommen aus der biblischen Tradition. Sie ist bereits im Schöpfungsbericht angelegt und als Gott nach dem Auszug Israels aus Ägypten den Bund mit seinem Volk erneuert, lesen wir Folgendes (5. Mose 5: 12 – 15): Du sollst den Ruhetag einhalten und als heiligen Tag achten, wie der HERR, dein Gott, es dir befohlen hat. Du hast sechs Tage, an denen du all deine Arbeit verrichten kannst. Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, der dem HERRN, deinem Gott, gehört. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten. Das gilt auch für deine Söhne und Töchter, deine Knechte und Mägde, deine Rinder, Esel und alles andere Vieh sowie für die Ausländer, die bei dir leben. Deine Knechte und deine Mägde dürfen genauso ausruhen wie du.
Denke daran, dass ihr in Ägypten selbst Sklaven wart. Doch dann hat der HERR, euer Gott, euch mit starker Hand und ausgestrecktem Arm herausgeführt. Darum hat der HERR, euer Gott, euch befohlen, den Ruhetag zu feiern.

Wir lesen hier gern zuerst das „Du sollst!“. Darauf folgt oft ein schlechtes Gewissen. Tatsächlich befiehlt Gott hier der Sklaverei des Alltags, am Ruhetag keine Macht auszuüben. Mit seinem mächtigen Arm soll unsere innere und äußere Knechtschaft in die Schranken gewiesen werden.

In Markus 2:27 erwidert Jesus den Pharisäern, die den Menschen immer neue Regeln auferlegten, um Macht über sie zu haben: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ Wir wissen folglich als Nachfolger Jesu, dass unsere Errettung nicht davon abhängt, ob wir den Sabbat korrekt halten, aber gerade Jesus hat bewusst und regelmäßig Zeiten der Stille, der Ruhe, der Erholung und des Feierns gesucht und genossen. Ich möchte dich darum einladen, den Ruhetag neu zu entdecken.

Folgende Ideen haben wir in der letzten Zeit in unserer Familie ausprobiert:

  • Wir beginnen unseren Ruhetag am Samstagabend, indem wir vor dem Abendessen gemeinsam und aufmerksam eine besondere Feiertagskerze anzünden. Diese wird bei jedem Essen bis zum Sonntagnachmittag angezündet. Durch dieses Ritual haben wir überhaupt erst angefangen, über den Ruhetag zu sprechen.
  • Am Ruhetag versuchen wir die übliche Medien- und Handynutzung auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Es hilft, am Samstagabend das Handy in ein Schubfach zu legen und erst am Sonntagabend wieder rauszulassen. Die Handyzeit des Kindes haben wir so programmiert, dass sonntags nur sehr wenig Zeit für die nötigsten Kurznachrichten freigegeben ist.
  • Am Samstagabend können wir zusammen mit den Kindern ein längeres Gesellschaftsspiel spielen. Dadurch, dass wir das relativ fest einplanen, habe ich persönlich neue Freude an dieser Spielezeit gefunden.
  • Den Sonntag wollen wir so gestalten, dass wir etwas tun, was uns wirklich Freude macht. Wenn wir dies nicht einfach auf uns zukommen lassen, sondern bereits im Vorfeld als Familie gemeinsam besprechen, dann klappt das gut. Die Herausforderung ist, neu zu entdecken und zu formulieren, welche Aktivitäten uns guttun und Spaß machen. Was würden wir gern mal wieder essen? Oder können wir zusammen essen gehen? Wen könnten wir mal wieder einladen?

Ich gebe zu, dass an einigen Stelle Terminplanung notwendig wird. Habe ich denn nicht genug Vorgaben und Termine in der Woche, sodass ich mir nicht auch noch den Sonntag verplanen muss? Wir sollten nicht unterschätzen, welch starke Macht bisherige Gewohnheiten und Einflüsse (unterbewusst) auf uns ausüben, die das Wochenende kontrollieren und uns kostbare Erholungszeit stehlen. Ich glaube, dass der Wiederentdeckung von Freiheit und Fröhlichkeit bewusstes Gegensteuern vorangehen muss. Wenn mein Herz Zeit bekommt, frei und fröhlich zu werden, dann lernt es auch wieder echte Dankbarkeit zu verspüren und somit aus tiefster Seele den zu lobpreisen, von dem alles Gute kommt – unseren gütigen Herrn.